Finnland – Deutschland

34km Bus – 80km Fähre – 2206km Fahrrad

Ich weiß nicht mehr, wann ich die Idee hatte nach meinem Zivildienst in Finnland mit dem Fahrrad nach Deutschland zurückzufahren. Ich glaube, es war in einer der langweiligen Geografiestunden, den Atlas mit der Europakarte aufgeschlagen… Als ich mein Zivildienst im Seemannsclub in Mäntyluoto am 07.08.2005 antrat, ließ ich auch gleich mein Fahrrad und Equipment mitschicken. Später es sich noch anders zu überlegen war also eigentlich schon nicht mehr möglich. Gedanken um die Tour, machte ich mir erst wirklich wieder, als das Ende meines Zivildienst bedrohlich näher rückte! Es ergab sich schließlich, dass ich die ganze Strecke nicht alleine angehen musste. Daniel wollte ab Tallinn einsteigen und mein Bruder später in Polen zu stoßen, dies erhöhte natürlich die Motivation. Nachdem ich mein Fahrrad noch mal generalüberholt hatte, ging es am 08.08.2006 nun schließlich von Mäntyluoto, ein Hafen an der Westküste Finnlands und der Ort meines Zivildienstes, los!

Tag 1 – 160km

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Die Uhr zeigte 7:30, als ich meine Tour startete, die mich über die Baltischen Staaten Estland, Litauen und Lettland, sowie Polen schließlich wieder zurück nach Deutschland bringen sollte. Zunächst ging es aber erstmal nach Helsinki, die Hauptstadt von Finnland, rund 300km von Mäntyluoto entfernt, wo ich schon am zweiten Abend ankommen wollte. Es ist schon ein komisches Gefühl ein Ort zu verlassen, der mein Zuhause für ein Jahr meines Lebens darstellte…
Es war ein schöner Tag, aber ich stellte schon bald fest, dass ich das Jahr in Finnland nicht soviel Fahrrad gefahren bin. Schon nach 65km war ich ziemlich alle. Für Abwechslung sorgte ein weiterer Fahrradfahrer mit dem ich über 15km zusammen fuhr. Auch wenn er nur finnisch sprach, konnten wir uns irgendwie verständigen. Trotz allem entschied ich mich dann erstmal für eine Stunde hinzulegen. Danach ging es auch entschieden besser voran. So kam ich am Abend doch auf 160 gefahrenen Kilometern. Gelandet bin ich Ypäjä, ein kleiner Ort in dem es, laut eines Einwohners bei dem ich nach Wasser fragte, die meisten Pferde Finnlands geben soll. Zumindest sah es danach aus, denn überall waren Ställe und Weiden für Pferde zu sehen und die Bewohner waren hauptsächlich auch nur auf Pferden unterwegs! Die Hoffnung die Nacht ohne Tarp auszukommen machte der Regen schnell zu Nichte.

Tag 2 – 100Km
Noch rund 140km waren es bis Helsinki, doch schon am Morgen fing eine Sehne im linken Knie stark an zu schmerzen. Zu beginn ging es aber noch recht gut voran, aber es wurde zunehmend hügeliger und bei voller Belastung an den Ansteigungen war der Schmerz bald nicht mehr auszuhalten. So ging es über 100km. Dann entschied ich mich aber die letzten 34km mit dem Bus zu fahren, als mich bei einer Pause das Bushalteschild nett anlächelte. Zu einem hatte ich mich 18 Uhr in Helsinki mit jemanden verabredet, wo ich übernachten wollte, zum anderem lagen ja noch fast 2000km vor mir und die hatte ich schon noch vor zu fahren, auch wenn ich mir jetzt schon nicht mehr ganz sicher war, ob das überhaupt noch klappen wird! Naja…

Tag 3
Am 10.08. ging es früh um 7 Uhr mit der Metro in das Stadtzentrum von Helsinki. Um 9uhr lief dann die Fähre M/S Melodia Richtung Tallinn aus.

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Es ist schon lustig gemeinsam in der Schlange mit den Autos zu stehen und aufs Autodeck zu fahren. Beim warten machte ich noch eine interessante Bekanntschaft mit einem US-Amerikaner aus Baltimore, der in Oulu studierte. Er wollte sich mit seiner deutschen Freundin aus Jena in Tallinn treffen. Beim Auslaufen aus dem Hafen Helsinki sehe ich plötzlich ein Schiff, was mir doch recht bekannt vorkam. Es dauerte eine Weile, bis ich realisierte, dass es die Aura war. Ein Schiff was zwischen Deutschland und Finnland pendelt und einmal in der Woche auch den Hafen Mäntyluoto anfährt! 12:30 erreichte M/S Melodia dann den Hafen in Tallinn. Daniel wartete schon am Kai. Was auffiel, es war erheblich kühler als in Finnland. Daniel dagegen fand es recht warm, da er zuvor eine Woche in Polen paddeln war und es hauptsächlich geregnet hatte. Wir wussten, dass man relativ günstig in einem Youth Hostel direkt im Zentrum übernachten konnte. Und zwar ist es eine WG, die im Sommer ihre Wohnung zur Übernachtung zur Verfügung stellt. Übernachtet wird überall – auf Sofas, Boden… Nachdem wir unser Zeug untergebracht hatten, haben wir uns Tallinn näher angeschaut. Eine echt schöne Stadt, aber eben auch voll auf Tourismus zugeschnitten, was irgendwann anstrengend wird… Aber wir wussten ja, dass wir eh nur einen Tag bleiben.

Tag 4 – 120Km
Nun schien die Tour so richtig loszugehen, auch wenn die nach einem Tag Ruhepause weg geglaubten Knieschmerzen schon nach dem ersten Kilometer wieder da waren. Die in Tallinn gekaufte Wundercreme hatte also noch nicht angeschlagen. Der Vorteil war, dass es jetzt die ganze Zeit flach voran ging und Daniel ein guter Windschattenspender war. Die ersten 40 km gingen fast ausschließlich über frisch geteerte Straßen – Welcome in EU! Ok, hier und da wurde noch gebaut, aber mit dem Fahrrad war dies kein Problem. Überrascht hat, dass nicht nur in Tallinn, sondern auch auf dem Land Englisch gesprochen wurde. Als wir nach 120 Km nach Wasser fragten und uns Auskunft geben ließen, wo denn ein schöner Platz zum Campen wäre, gab es also keine Verständigungsprobleme! Außerdem lernten wir noch ein bisschen estnisch, nachdem man mich jetzt aber nicht mehr fragen sollte.
EU ist nicht gleich EU, denn das Trinkwasser wurde mit einem halbverrostetem Eimer aus einem Brunnen gekurbelt inklusive Dreck und Kleintiere.
Ohne Tarp ließen wir uns dann an einem Waldrand auf einer Wiese nieder. Wir kochten unser lecker Spaghetties, ein Mahl, was uns die nächsten Wochen weiter begleiten sollte. Über uns flogen Zugvögel in verschiedensten Formationen und als es dunkel wurde, gab es Mond und einen schönen Sternenhimmel zu sehen.

Tag 5 – 145Km

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Die ersten 80 km gingen echt gut voran. Mein Knie hatte ich gar nicht mehr gemerkt. Wir wählten eine ziemlich direkte Verbindung über die großen Straßen. Erst ging es nach Pärnu und dann weiter auf der E67, eine Verbindungsstraße zwischen Tallinn und Riga.  Man merkte, dass man nicht in Deutschland unterwegs ist, denn trotz allem waren nicht viele Autos unterwegs. Rast wurde unterwegs am Strand gemacht. Nun gut, es gibt schönere Strände. Am späten Nachmittag erreichten wir nach 2 Tagen Estland auch schon Lettland. Unser Motto: Nach der Grenze ist vor der Grenze!
In Lettland war das gleiche Bild: Überall Baustellen, die von der EU gefördert wurden. Am Abend waren wir ziemlich fertig, aber es gab eine Positive Überraschung. Ein Lette bot uns an bei ihm auf dem Grundstück bleiben zu können, als wir nach Wasser fragten. Er selber war aus Riga und kam übers WE um das alte Haus seines Opas wieder aufzubauen. Er erzählte uns die ganze Geschichte des Hauses, wie sein Opa es zwischen den zwei WKs anfing zu bauen, es später von Soldaten genutzt und zum Teil zerstört wurde… Wir konnten, die Küche mit zum Kochen nutzen, sowie Wasser aus den Kanistern, denn einen Brunnen oder gar fließend Wasser gab es nicht. Nachdem Essen hat uns Oskar noch zu ein, zwei Bier eingeladen und er kam aus dem Redefluss gar nicht mehr raus, während wir fast einschliefen. Die Nacht verbrachten wir im unrenovierten Teil des Hauses. Oskar wollte uns nicht draußen schlafen lassen.

Tag 6 – 125Km
Nachdem wir zusammen mit Oskar gefrühstückten und Emailadressen ausgetauscht hatten, hieß das nächste Ziel Riga, die Hauptstadt Lettlands. Nach 80km war erstmal schön lettisch Essen in Riga angesagt, aber eben leider nicht schön billig, wie man sich das so vorstellt. Es kostete doch 40€, aber gut wir hatten auch auf nichts verzichtet! Mit vollem Magen quälten wir uns noch aus Riga raus und ließen uns in einem doch ziemlich hässlich Wald nieder. Glücklicherweise entschieden wir uns ein Tarp aufzubauen, denn in der Nacht fing es an zu regnen.

Tag 7 – 40km

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Gerade hatten wir unsere Sachen in die Ortliebs verpackt und wollten aufbrechen, da kam eine echt dunkle Wolkenwand auf uns zu, die nicht nur einen Landregen erwarten ließ. Ok dachten wir, nach einem kurzen starkem Schauer wird es schon wieder aufhören. Der Schauer kam, aber aufhören wollte es nicht. Also Tevas und Badehosen an und los gings. Was anfangs noch Spaß zu machen schien, wurde doch ziemlich nervig. Das Regnen hörte nicht auf und ließ auch nicht wirklich nach. Nach 40km erreichen wir Bauske und erkundigen uns nach einem Campingplatz um auch unsere Sachen etwas trocknen zu können, denn wie wir erfuhren, sollte das Wetter nicht besser werden! Während der Suche nach einer Touristinformation wurden wir von angetrunkenen älteren Letten freundlich mit Hitlergrüßen beglückt. Auch nach 60 Jahren scheint es immer noch das erste zu sein was so manche im Ausland mit Deutschland verbinden. Ein Campingplatz gab es nicht in der Nähe, aber dafür ein recht billiges Hotel rund 33 € was etwa 23 Lats entspricht – hatte bis dahin auch nicht gewusst, dass Lats mehr wert sind als der Euro. Ein Outdoorurlaub war es ab jetzt zwar nicht mehr, aber das Hotel war auch schön. Wir konnten sogar kostenlos unsere Sachen waschen lassen, auch wenn sie wirklich wie die Pest gestunken hatten. Das Hotelzimmer wurde ebenfalls schnell von schönen Düften gefüllt!!! Gegen 15 Uhr ärgerten wir uns dann doch, dass wir das Hotel gebucht hatten, denn es hörte mit Regnen wieder auf. Also gut, dass beste daraus machen…
Im Park nahe einer alten Burg kochten wir uns etwas zu Essen und später nutzten wir noch die Zeit um unsere Fahrräder durchzuchecken. Ich stellte fest, dass mein Gepäckträger an einer Stelle gebrochen war, aber es ließ sich relativ leicht reparieren.

Tag 8 – 143Km

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Gestärkt von einem schönen lettischen Frühstück, auch wenn man zur vollen Sättigung die Reste des Nachbartischs benötigte, ging es los Richtung Grenze. Man hatte uns zwar gesagt, dass es für uns nicht möglich ist, den kleinen Grenzübergang bei Islici zu benutzen, aber wir hatten keine Lust mehr auf großen Straßen zu fahren. Der kleine Grenzübergang machte von weiten den Eindruck, also ging es jetzt zurück in den Kommunismus. Die Überquerung war kein Problem, denn es war niemand da, der uns kontrollieren konnte. Also “Selbstkontrolle” und ab unter der Schranke durch! Litauen war geprägt von einem durchgängigen Gegenwind, was das Fahrradfahren sehr anstrengend machte. Entlang der kleinen Straßen, gab es viele kleine Dörfer mit sehr heruntergekommenen Holzhäusern. Kühe wurden direkt draußen auf dem Feld gemolken.
Aufgrund eines katholischen Feiertags, konnten wir kein Geld tauschen. Glücklicherweise trafen wir ein Litauer, der uns 20€ wechselte, so ging es nach einer Mittagspause mit gefülltem Magen weiter. Es wurde auch etwas bergiger, aber beim ersten steilen Berg bot sich glücklicherweise ein Traktor zum festhalten an. Daniel dagegen wollte den Berg aus eigener Kraft bezwingen. Lag wohl daran, dass er es nicht geschafft hatte sich am Traktor festzuhalten… Die Nacht verbrachten wir auf einem Zeltplatz direkt am See, der aber alles andere als schön war! In der Nacht fing es wieder an zu regnen.

Tag 9 – 118Km
Schon von Anfang an hatten wir keine Bock mehr gehabt, denn immer noch hatten wir Gegenwind! Die ersten 30Km gingen ja wenigstens noch etwas gut, aber dann folgten 40km Qual – Wind, Wind, Wind! Schließlich erreichten wird die Nemunas, einen großen Fluss, den wir als Mittagsziel ausgegeben hatten. Leider mussten wir erstmal feststellen, dass es keine Möglichkeit gab den Fluss zu überqueren, obwohl auf der anderen Seite eine Stadt war – wir hatten auf eine Fähre gehoffte – das hieß also windige 30km Umweg. Aber zu nächst Mittagspause, bei der wir beide weggepennt sind! Als wir auch den Umweg überstanden hatten, ließ der Wind nach und die letzten Kilometer des Tages gingen nochmal richtig gut. Wasser für den Abend bekamen wir wieder aus einem Brunnen – die Leute auf dem Land leben noch echt einfach! Geschlafen wurde auf einem hässlichen Feld.

Tag 10 – 143Km

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Heute sollte es schon nach Polen gehen. Wir entschieden uns die Grenze auf der E67 zu überqueren. Ein schönes Erlebnis! Denn neben ständigem Gegenwind wurde man auf dem schmalen Standstreifen von LKWs durchgeschüttelt. Aber auch diese Fahrt haben wir überstanden. An der Grenze traf man dann die ganzen LKWs wieder, die in einer mehr als 4km langen Schlange auf gereiht waren. Nach der Grenze ergab sich landschaftlich ein völlig anderes Bild: Es war viel hügeliger, die Straßen gingen nicht mehr nur gerade aus – alles war einfach abwechslungsreicher! Polen rulez! Zumindest kam ein das nach drei doch weitgehend flachen Ländern so vor. Wieder mal hieß es Geldtauschen und wir hatten jetzt die vierte Währung in unseren Händen. Nach Estnischen Kronen EEK (1€ ~15, 65EEK), Lettischen Lats LVL (1LVL ~ 1,43€), Litauischen Litas LTL (1€ ~ 3.45 LTL) hieß es jetzt Polnische Zloty PLZ (1€ ~ 3,98 PLZ). Gegen Abend erreichten wir Suwalki, wo wir gleich mal im Kaufland unsere Verpflegung auf stockten. Vor dem Kaufland trafen wir einen Franzosen und eine Belgierin, die gerade von Brüssel mit dem Fahrrad nach China unterwegs waren… Scheiße man, was machen wir da schon? Eigentlich hätten wir auch abbrechen können. Wir bekamen von ihnen noch Informationen über den Europaradwanderweg R1, der durch Frankreich, Niederlande, Deutschland, Polen und Kaliningrad führt und in Polen besonders schön sein soll. Danach ging es wenn auch leicht deprimiert aufgrund von Minderwertigkeitskomplexen weiter. Die Nacht verbrachten wir auf dem Grundstück eines netten Polens, der uns sogar zum Abendessen einlud. Nach ziemlich anstrengenden 143km schliefen wir schnell ein.

Tag 11 – 138Km
Das Wetter ist seit langen mal wieder Top (ich glaube, seit ich Finnland verlassen habe). Trotz dessen das es ziemlich hügelig war, macht das Fahrradfahren richtig Spaß, denn der Wind hatte nachgelassen. Im ersten Dorf gab es einen Kaffee, denn nach einem Jahr Finnland kann man nicht genug Kaffee trinken. Weiter ging es zu einem großen See, in dem gleich mal gebadet wurde. Nach 138km und einem 26er Schnitt erreichten wir Camp Rodowo in der Nähe vom Mragowo, der Arbeitsplatz von Karol, den ich in Polen kennen gelernt hatte. In diesem Jugendzentrum, ein Gehöft mitten im Wald, wollten wir übers Wochenende bleiben. Am Sonntag sollte mein Bruder kommen und am Montag den 21.08. sollte es weiter gehen.

Tag 12/13 – 35Km

Tag 14 – 110Km
Nun waren wir zu dritt. Nach zwei Tagen Pause war es echt schwer wieder in Tritt zu kommen. Trotzdem machten wir den Fehler viel zu schnell loszufahren, was sich später bemerkbar machte. Am Nachmittag ging dann nicht mehr viel mit fahren. Trotzdem reichte die Energie bei Daniel und Gregor aus, um wie blöde in die Pedale zu treten, als sie von jeweils einem Hund attackiert wurden. Nach rund 300m gaben die Hunde schließlich auf. Die Besitzerin war darüber, glaub ich, echt froh, denn sie hatte versucht mit dem Fahrrad folgend und lauthals schreiend ihre Hunde zu stoppen. Ein Hund schien leichte Blessuren davon getragen zu haben, als er die Bekanntschaft mit Gregors Hinterrad machte.

Tag 15 – 112Km
Wie die Müllentsorgung in Polen funktioniert, wurde uns an einem praktischem Beispiel bestätigt. Das im Wald überall Müll rum liegt hatten wir schon festgestellt. Heute konnten wir auch mal live beobachten wie ein Ehepaar gleich neben einer befahrenen Straße ihren Kofferraum entleert und es keinem interessiert. Ansonsten gab es keine Höhepunkte. Man sitzt eben auf sein Fahrrad und tritt. Aber es ist nicht so, dass es langweilig wird, es ist einfach echt entspannend. Gerade wenn man im Windschatten fährt und nur den Blick auf das Vorderrad heftet und komplett abschalten kann. Man wacht erst wieder auf, weil man fast hingeflogen wäre, da man mit seinem Vorderrad an das Hinterrad des Vordermannes gestoßen ist. Erstaunlich, dass wir bis jetzt noch keinen ernsten Unfall hatten. Genächtigt wurde an einem Waldrand kurz nach Wrabzezno. In der Nacht wurde unser Tarp von Wildschweinen umlagert und ich hatte die Töpfe draußen liegen gelassen…

Tag 16 – 116Km
…zunächst hieß es Töpfe suchen, die von den Wildschweinen im Wald verteilten wurden, bevor wir mit frühstücken beginnen konnten. Unser Topflappen war auch halb auf gefressen. Das Frühstück selbst stellte sich wie seit eh und je aus Müsli mit Magermilchpulver, Zucker, Honig und Früchten wie Äpfel, Bananen oder Pfirsichen zusammen. Der Tag selbst war einer meiner schönsten der Tour. Ich hatte ziemlich starken Schnupfen und Halsschmerzen und einen heißen Kopf. Noch dazu kam echt schlechtes Wetter. Es war bewölkt wie die Tage zu vor seit wir Rodowo verlassen hatten, es ging mal wieder Wind und wir sind mehrmals in heftige Schauer geraden. Wäre Daniel nicht die ganze Zeit vorne gefahren, hätte ich wohl irgendwo gleich das Tarp aufgebaut und hätte mich in meinem Schlafsack gelegt! Deprimierend war auch, dass wir Luftlinien mäßig kaum vorangekommen sind – die Straßen gingen die ganze Zeit im Zickzack. Nur die Strecke an sich war schön, denn wir fuhren ab Chelmno entlang des R1 von dem uns das Paar auf dem Weg nach China in Suwalki berichtet hatte. Ziemlich spät bauten wir im dunklen unser Tarp kurz vor Mrocza auf, denn es regnete auch am Abend und in der Nacht. Nach einen guten von mir versalzen Mahl sind wir auch sofort eingeschlafen.

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Tag 17 – 130Km
Heute ging es mir erheblich besser und das Wetter war mal wieder erträglich. Das zeigte sich auch dadurch, dass wir wieder einen 26 Schnitt auf 130km hatten. Daniel hatte auch mal wieder die Möglichkeit im Windschatten zu relaxen, was leider immer dazu führt, dass er anfängt zu singen. Vor allem landschaftlich war die Strecke richtig schön. Meist entlang eines Fluss durch größere Waldgebiete. Was auch auffällt, dass wirklich jedes kleine Dorf eine große Kirche besitzt. Unterwegs nutzten wir hin und wieder einen Traktor als Windschattenspender. Einmal war es ein wunderschöner Traktor mit einem Hänger voller Schweine, die völlig verrückt übereinander geklettert sind. Gestank und Anblick ließ uns doch lieber auf den Windschatten zu verzichten.
Unsere Mittagspause machten wir Szamocin. Polen ist echt noch richtig billig. Für Verpflegung für Abends und einem ausgiebiges Mittagsmahl bezahlten wir zu dritt rund 8€. Diese Nacht hatten wir einen echten schönen Schlafplatz in einem Kiefernwald des Puszcza Notecka. Bei klarem Himmel und einem Bier in der Hand konnten wir die Sonne über dem Wald untergehen sehen. Ein Tarp brauchten wir nicht, denn es waren ja keine Wolken zu sehen.

Tag 18 – 138Km
Ich bin jetzt schon 18 Tage unterwegs, aber dem Fahrrad ist, dass echt nicht anzumerken. Ok, einmal musste ich etwas Luft aufpumpen, dass war es aber auch schon. Auch bei Daniel und Gregor gab es keine Probleme. Bis jetzt hatten wir auch immer echt Glück mit unseren Fahrrädern und auf unseren Touren gab es noch nie eine größere Panne. Landschaftlich war es heute wieder echt schön und das Fahrradfahren ging scheinbar immer besser. Es ist wirklich nur eine Gewöhnungssache. Ob man dann eine Woche oder eben drei Wochen unterwegs ist, macht keine unterschied mehr aus. Als wir feststellten, dass dies wohl unsere letzte Nacht in Polen sein wird, entschieden wir uns noch mal gut polnische Essen zu gehen. Erstmal mussten wir feststellen, es ist gar nicht so einfach eine normale Kneipe zu finden, dafür gibt es aber genügen Kebabrestaurants.

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Tag 19 – 130Km
Heute wollten wir es auf jeden Fall über die Grenze schaffen. Wir entschieden uns für den Grenzübergang bei Bad Muskau. Das Wetter ließ mal wieder zu wünschen übrig. Die Regenjacke kam also auch heute zum Einsatz. Naja, man hatte sich daran gewöhnt. Irgendwie wurde Polen jetzt echt hässlich, alles sah dreckig und heruntergekommen aus. Die nicht gerade schönen am Straßenrand stehenden Frauen bauten den Eindruck weiter aus. Irgendwie ging es heute nicht wirklich gut voran. Wahrscheinlich lag es daran, dass man sich Deutschland näherte… 18 Uhr dann der “magische” Moment: Nach fast einem Jahr betritt Jonas Leimcke wieder Deutschen Boden. Nun gut so sensationell war es dann nicht, aber es ist doch schön wieder dazu sein… Viel weiter kamen wir auch nicht, wir quälten uns noch hinter Weißwasser und in einem Wald gleich neben einem Steinbruch bauten wir zu letzten Mal unser Tarp auf, die ganze Nacht von Maschinengeräuschen aus dem Steinbruch begleitet. Morgen wollten wir dann in Chemnitz ankommen. Wir rechneten mit knapp 200Km. Deshalb hieß es noch mal etwas zeitiger aufstehen – 6uhr sollte es losgehen.

Tag 20 – 196Km

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Der letzte Tag: Die Motivation war dementsprechend hoch. Zur erst ging nach Bautzen und von da aus dann weiter die B6 nach Dresden. Da es Sonntag war, ging es auch mit dem Verkehr. Einfach war die Strecke nicht gerade, denn gerade von Bautzen nach Dresden hatten wir richtig starken Gegenwind. Es war also eine Genugtuung schließlich ins in Elbtal hineinzurollen. In Dresden machten wir einen Zwischenstopp bei meiner Schwester. 16 Uhr ging es dann weiter. Es lagen noch rund 90 Km vor uns. Zu erst hieß es sich durch Massen von Leuten zu schlängeln, die gerade 800 Jahre Dresden feiern. Eine Karte brauchten wir jetzt nicht mehr, denn die Strecke war uns bekannt. Wir wussten also auch schon, dass es ziemlich bergig werden wird. Als es dämmerte erreichten wir Freiburg. Ein verwunderter Kneipenwirt machte uns ein extra großes Mahl und spendierte uns ein Eis, als er hörte, dass wir nicht vom Dresdner Stadtfest sondern aus Finnland kamen. Danach wurden Stirnlampen und Rücklicht rausgeholt und im dunklen ging es weiter. Niemand sagt was, alle sind nur aufs fahren konzentriert. In der Ferne sieht man Blitze eines Gewitter. Irgendwie eine echt coole Atmosphäre. In Flöha angekommen stellte ich fest, dass immer noch an fast der gleich stelle die Straße gesperrt ist. Kurz bevor wir das Orteingangsschild Chemnitz erreichten fing es an wie aus Eimern an zu schütten. Irgendwie ein echt würdevoller Abschluss der Tour.

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